INFO

 Publikationen: Due Diligence 3

ZURÜCK
 

Unternehmenswert- und Kaufpreisfundierung mittels Schwerpunktanalysen im Rahmen einer Due Diligence

Fundstelle: DStZ 1999, 365 - 376

"Valuation is 95 % research and analysis. The actual calculations take about 30 seconds on a calculator. It is rigorous. There is no substitute for analysing your company, analysing your target, analysing its place in its industry and analysing that industry's place in the economy". Im Fall von Unternehmenstransaktionen werden die mit ihr befassten Gremien bisweilen mit glänzend präsentierten, gut strukturierten und plausibel fundierten Unternehmensbewertungs-Gutachten beschäftigt. Ihr Interesse verlangt aber etwas anderes: Die Entscheidungsträger auf seiten des Verkäufers- sowie des Käuferunternehmens kümmern sich nämlich unter Vernachlässigung des Scheinproblems "Price versus Value" um die Einschätzung der eigenen Verhandlungsposition und der des Vertragspartners sowie um die Verbesserung der eigenen Position.

Dominierenden Einfluss auf die Preisfixierung haben

(1) die Dringlichkeit des Verkäufers zu verkaufen (z.B. über den Druck der Banken) oder des Käufers zu kaufen (via Erreichung extern festgelegter Wachstumsziele bzw. Vermeidung unerwünschter Aktivitäten der Wettbewerber) und somit die Festlegung des Kaufzeitpunktes,
(2) die Verhandlungstaktik (Geschick der Verhandlungsführer bzw. des Vermittlers),
(3) die Machtverhältnisse innerhalb der jeweiligen Vertragspartner,
(4) das Wissen und die Umsetzung des Wissens über transaktionsrelevante Daten, insbesondere über Erfolgs- und Risikofaktoren sowie
(5) die Fixierung der sonstigen Vertragsbedingungen außerhalb des Kaufpreises (z.B. Mietvertrag, Beratervertrag usw.).

Ein von dritter Seite lediglich synthetisch ermittelter Unternehmenswert ist regelmäßig noch kein Entscheidungswert einer Partei in diesem Sinne. Ein höherer Nutzen für die Entscheidungsträger bietet somit eine auf die relevanten Schwerpunkte ausgerichtete systematische rechtliche und betriebswirtschaftliche Analyse zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit eines Vertragswerkes für eine geplante Unternehmenstransaktion (= Due Diligence).

Das Instrumentarium für die Durchführung einer Due Diligence-Untersuchung für kleinere und mittlere Unternehmenseinheiten ist auch für kleinere Einheiten von Buchprüfer- oder Wirtschaftsprüferpraxen anwendbar. Hier kommt es entscheidend darauf an, dass durch die Hinzuziehung externer selbständiger Berater und durch entsprechende Planung bzw. Aufgabenabgrenzung ein handlungsfähiges und kompetentes Team entsteht, um die in gewöhnlich kürzester Zeit durchzuführende Due Diligence-Untersuchung vornehmen zu können. Es besteht kein Anlass, dieses (mehr oder weniger) neue Betätigungsfeld im Hinblick auf kleinere Unternehmenseinheiten nur den großen Beratungsunternehmen (und Wirtschaftsprüfungsunternehmen) zu überlassen. Es zeichnet sich aber ein klarer Trend ab, dass eine bloße "Unternehmensbewertung" bei dem speziellen Bewertungsanlass "Kauf/Verkauf eines Unternehmens oder Unternehmensanteiles" nicht mehr kundenorientiert bzw. auftraggeberbezogen ist und somit am Markt vorbeigeht.