INFO

 Publikationen: Umsatzverfahren I

ZURÜCK
 

Unternehmenswert: Grundlagen und Varianten des Umsatzverfahrens

- Vergangenheitsbezogene versus zukunftsorientierte Unternehmensbewertung

Fundstelle: DStR 1996, 1458 - 1464

Ausgangspunkt der preistheoretischen Fundierung für vergleichsorientierter Unternehmensbewertungsverfahren ist das Verständnis des Begriffs "Unternehmenswert" als der "potentielle Marktpreis eines Unternehmens". Auf dem Markt bilden sich die konkreten Preise für Unternehmen im Falle von Unternehmenskäufen/-verkäufen über die Wirkungskette Marktstruktur - Marktverhalten - Marktergebnis. Diese Preise wiederum bilden die Grundlage für die Unternehmensbewertung. Eine dieser Relationen bezieht sich auf umsatzbezogene Erfahrungssätze zur Ermittlung des Goodwill, auf denen das Umsatzverfahrens basiert.

In preistheoretischer Sicht können die nachfolgenden Faktoren für die Beeinflussung von Unternehmenspreisen und damit von Unternehmenswerten identifiziert werden:

  • historische Begründung von Erfahrungssätzen,
  • unterschiedliche Preiselastizitäten,
  • Veränderungen des Angebots und/oder der Nachfrage,
  • Marktformenunterschiede,
  • Marktstrukturinduzierte strategische Optionen der Anbieter,
  • Strategie der Preisdifferenzierung,
  • räumliche, zeitliche und persönliche Präferenzen,
  • besondere Drohpotentiale einzelner Anbieter/Nachfrager.

Das Umsatzverfahren ist bewertungstheoretisch den vergleichsorientierten Verfahren zuzuordnen; diese sind nicht wie die Gruppe der nutzenorientierten Verfahren investitionstheoretisch, sondern preistheoretisch fundiert. Die Anwendung umsatzbezogener Erfahrungssätze zur Ermittlung des Goodwill ist bei der Bewertung freiberuflicher Praxen dominierend und bei Klein- und Mittelbetrieben weit verbreitet. Durch die bekannten Schwächen der ertragswertbasierten Bewertungsverfahren, insb. dem Komplexitäts- und dem unlösbaren Prognoseproblem, ist - nicht zuletzt wegen der vergleichsweise "sichereren" Bemessungsgrundlage "Umsatz" - davon auszugehen, dass es zu einer noch weiteren Verbreitung kommen wird.

Verfügt der Anbieter eines Unternehmens infolge Marktmacht über ein Drohpotential, durch den Verkauf seines Unternehmens an einen Mitbewerber oder an ein Unternehmen mit Markteindringungsabsichten, die bislang bequeme Wettbewerbssituation der Mitbewerber zu deren Ungunsten entscheidend zu verschlechtern, so führt dies i.d.R. zu einer erhöhten Nachfrage nach diesem Unternehmen und damit zu einem erhöhten Marktwert.